Wie man aus Stroh, Mist, Feldresten und organischen Reststoffen nachhaltig Energie gewinnen kann, wissen die Experten von BioG. Dank ihres Know-hows in Sachen Biogasproduktion und der hochentwickelten Steuerungstechnik sind die Anlagen der Oberösterreicher weltweit gefragt. In Zeiten des Fachkräftemangels unabdingbar war es für das Unternehmen, sich mit der Automatisierung im Schaltschrankbau auseinanderzusetzen. Dank Rittal ist BioG nun für die Zukunft gerüstet.
Text und Bilder: Ing. Martin Gold, Journalist, Autor und Fotograf, Wien
Das oberösterreichische Innviertel ist eine Gegend innovativer Köpfe und so wundert es kaum, dass sich in der Region im Nordwesten des Bundeslandes eine ganze Reihe mal mehr, mal weniger bekannter Unternehmen finden, die es mit ihren Produkten bis an die technologische Spitze schaffen. Bestimmt zu den weniger bekannten Betrieben zählt die BioG GmbH – mit Sicherheit zu Unrecht. Denn was das 70 Mitarbeiter starke Team rund um Geschäftsführer Josef Höckner auf die Beine stellt, verdient strahlendes Rampenlicht. „2008 haben wir begonnen, eine Lösung zu entwickeln, Reststoffe in Biomethan zu verwandeln. Eine derartige Technologie war damals auf dem Markt praktisch nicht vorhanden“, sagt Höckner. Also war der richtige Zeitpunkt gefunden, diese Marktnische zu besetzen, und der Erfolg gibt dem Unternehmen Recht. „Unsere Kernkompetenzen liegen in der Erkennung von Reststoffen, in der mechanischen und biologischen Umwandlung in Biomethan und in der Reinigung und Aufbereitung dieses Produkts als CNG (Compressed Natural Gas), erklärt der Geschäftsleiter des in Utzenaich angesiedelten Unternehmens. Über all diese Aktivitäten gespannt ist das Credo Regionalität. „Wir schauen uns individuell jeden Rohstoff an, um den maximalen Gewinn an Energie zu erreichen“, so Josef Höckner. Biogasanlagen aus Oberösterreich finden so ihren Weg in die ganze Welt, wie zum Beispiel nach Thailand, auf die Philippinen oder nach Kenia – ganz gemäß dem Ansatz, aus regional vorhandenen Restoffen Gas zu erzeugen und dieses direkt in der Region zu verbrauchen.
„Als Energieträger kann Methan den Grundstock für Gewerbe und Industrie und damit die Basis für regionale Wertschöpfung legen. Und: Biomethan erzeugt kein zusätzliches CO2, im Gegenteil.“ Josef Höckner erklärt dies anhand des Beispiels Maisstroh: „Lässt man dieses auf dem Feld liegen und verrotten, setzt dies mehr CO2 frei, als der anaerobe Produktionsprozess von Methan in unseren Anlagen inklusive der anschließenden Nutzung des Gases.“ So entsteht ein klimaneutraler CO2-Kreislauf.
Nachhaltig und wirtschaftlich
In den oberösterreichischen Produktionshallen setzt BioG auf einen hohen Eigenfertigungsanteil, und das gilt auch für den Schaltschrankbau: „Wir sind einer von wenigen UL-zertifizierten Schaltschrankbauern in Österreich“, sagt Andreas Stockhammer, Gewerberechtlicher Geschäftsführer Elektrotechnik bei BioG. Gleichzeitig geriet der Schaltschrankbau immer mehr zum Flaschenhals des Unternehmens. Grund dafür ist der in Oberösterreich recht ausgeprägte Fachkräftemangel, der es Unternehmen mitunter schwer macht, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. „So haben wir als Schritt zur Lösung dieses Problems begonnen, uns umzusehen, wie wir die besonders zeitaufwändige Schaltschrankbearbeitung automatisieren können“, berichtet Stockhammer. Schnell kam Rittal ins Spiel und empfahl die Perforex, das Bohr-Fräs-Zentrum zur mechanischen Bearbeitung von Gehäusen und Flachteilen, wie etwa Schaltschranktüren. Ein Beispiel ist die Öffnung für ein Anzeigegerät, welche von der Perforex in die Türe gefräst wird. Der Clou an der Sache ist, dass die Bearbeitung automatisiert aus den Daten des in Eplan Pro Panel erstellten digitalen Zwillings heraus erfolgt.
„Mit einem Schlag hat unser Schaltschrankbau enorm an Produktivität gewonnen“, bestätigt Stockhammer, „da nun keiner unserer Mitarbeiter mehr Ausschnitte in Schaltschranktüren sägen oder händisch Gewinde schneiden muss. Wir haben uns für diese Lösung entschieden, weil wir die gewonnene Zeit für andere Dinge bestens nutzen können.“ Die neuste Generation der Perforex inkludiert zudem das RiPanel Processing Center. Stefan Hell, Key Account Manager von Rittal ergänzt: „Das Fertigungsmanagement-Tool sorgt für eine ganzheitliche Prozessoptimierung und mehr Planungssicherheit. Dadurch lassen sich Durchlaufzeiten, Fehler und Kosten deutlich verringern.“
Schaltschrankbau automatisieren
Nicht erst mit der Perforex hielten die Schaltschänke von Rittal bei BioG Einzug. „Rittal macht schon seit langem den für uns immens wichtigen internationalen Einsatz einfach, da alle Zulassungen vorhanden sind und wir uns um diese nicht mehr sorgen müssen“, sagt Andreas Stockhammer. „Und Rittal deckt mit seinem breiten Portfolio wirklich alles ab, was wir benötigen.“ Zudem fordern viele Kunden den Einsatz der Produkte des Global Players. Der Erfolg der Zusammenarbeit mit Rittal war durchschlagend: Durch die Perforex haben sich die Durchlaufzeiten enorm beschleunigt, was der Liefertreue nachhaltig zugute kommt, und die Qualität im Schaltschrankbau wurde dank Automatisierung und Standardisierung auf ein neues Niveau gehoben – die sauberen Schnitte und gleichmäßigen Kanten sind Qualitätsmerkmale, auf die BioG nicht mehr verzichten möchte.
„Die hier implementierte Lösung ist exemplarisch für einen Ansatz, der vielen Anlagenbauern von Nutzen sein kann“, sagt Stefan Hell. „Die Erstellung von Schaltplänen bis hin zum digitalen Zwilling mit den Softwarelösungen von Eplan und die automatisierte Umsetzung der mechanischen Schaltschrankbearbeitung mit der Perforex von Rittal schaffen eine durchgängige Prozesskette für mehr Produktivität im Schaltschrankbau.“ Nicht zuletzt deshalb blicken die Oberösterreicher optimistisch in die Zukunft und planen bereits am benachbarten Grundstück einen stattlichen Zubau, der die Zahl der jährlich produzierten Biomethan-Anlagen – aktuell 30 bis 40 – nennenswert vergrößern soll. Aus diesem Grund wird überlegt, gemeinsam mit Rittal weitere Schritte in der Automatisierung des Schaltschrankbaus zu setzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Qualität weiter zu erhöhen. Stockhammer: „Wir denken hier insbesondere an die Secarex, aber auch an den Wire Terminal.“ Der Wire Terminal dient zur automatisierten Drahtkonfektionierung: Sämtliche für ein Schaltschrankprojekt benötigte Drähte kommen abgelängt, beschriftet, abisoliert, gecrimpt und sortiert aus der Maschine – fertig zum Einbau. „Dies erfolgt natürlich wiederum automatisiert, basierend auf den Daten von Eplan Pro Panel“, so Stefan Hell. Und das teilautomatisierte Zuschnittcenter Secarex längt Verdrahtungskanäle, Kabelkanaldeckel und Tragschiene schnell und zuverlässig ab – ebenfalls auf Basis der Daten aus Eplan.
Über BioG GmbH
Von der effizienten Ernte des nach dem Dreschen übrigbleibenden Pflanzenrestes vom Feld, über die Dosier- und Zerfaserungstechnik bis hin zur Verflüssigung: Bei BioG, Utzenaich, wird kein Verarbeitungsschritt dem Zufall überlassen, um aus Reststoffen die maximal mögliche Energiemenge herauszuholen. Um die unterschiedlichsten Rohstoffe optimal in Biomethan verwandeln zu können, hat BioG eigens Erntetechnologien, etwa für Maisstroh, entwickelt. Wichtig für das Unternehmen ist das lückenlose Abbilden der gesamten Prozesskette. Neben Maisstroh eignet sich etwa Kuhmist hervorragend für die Biomethanproduktion, aber auch mit exotischen Rohstoffen nehmen es die Experten von BioG gerne auf: Etwa mit Reststoffen aus der Palmölindustrie, der Ananas- und Mangoproduktion oder afrikanischer Rosenplantagen. Über all diesen Bestrebungen steht das Thema Wirtschaftlichkeit. Durch die besonders effiziente Bauweise der Anlagen aus dem Hause BioG gepaart mit dem Know-how über die biologischen und chemischen Prozesse gelingt es dem Unternehmen, maximale Kosteneffizienz zu erreichen. Jede einzelne Komponente ist optimiert und auf einfache Bedienung und Langlebigkeit ausgelegt. Die Oberösterreicher liefern eine hochentwickelte Steuerungstechnik, die auf dem einschlägigen Markt ihresgleichen sucht und dem Unternehmen ein enormes Potenzial eröffnet. Zudem ist die kompakte Bauweise kennzeichnend, die den Transport der Anlagen erleichtert, und die Eignung für den globalen Einsatz – Stichwort Zertifizierung.
Kunden im Gespräch
Schauen Sie sich an, warum die BioG GmbH und ihr Gewerberechtlicher Geschäftsführer Andreas Stockhammer sich auf Rittal verlassen.