21.03.2022

Krieg in der Ukraine: FLG holt Familien ukrainischer Mitarbeiter nach Haiger

Transfer in die Sicherheit

Das Leid ist unermesslich, die Hilfsbereitschaft groß. Immer mehr Ukrainer kommen in Deutschland und Hessen an. Am späten Freitagabend haben 38 Menschen im Hotel Tannenhof Zuflucht vor dem Krieg gefunden. In Zusammenarbeit mit der Stadt Haiger und der Rittal Foundation hat die Friedhelm Loh Group die Familien ihrer Mitarbeiter der zwei Standorte in der Ukraine nach Haiger geholt.

Für Ablenkung gesorgt: für die Kinder wurde eine Spielecke aufgebaut.

Viele haben nur das Nötigste dabei. Ihr altes Leben tragen sie in Rucksäcken auf dem Rücken oder ziehen es in Taschen hinter sich her. Die Kinder halten sie eng an die Brust gepresst, Ältere an der Hand. Männer sind nur wenige dabei. Die meisten mussten bleiben, im Krieg. 

An diesem Freitagabend steigen in Haiger Menschen aus einem Bus, denen der Krieg ihre Heimat genommen hat. Unter Zusammenwirken des Rittal Vertriebs, der Mitarbeiter von Rittal Polen, der Rittal Foundation und dem Bürgermeister der Stadt Haiger, hat die Friedhelm Loh Group unter dem beharrlichen Einwirken von Inhaber Dr. Friedhelm Loh, 38 Menschen aus dem Kriegsgebiet in Sicherheit gebracht, Angehörige, von insgesamt 16 ukrainischen FLG Mitarbeiten. Ihre ehemalige Arbeitsstätte – Rittal Ukraine und das Softwarehaus Digital Technology Poland – sind aktuell aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Mitarbeiter selbst, alles Männer, mussten größtenteils in der Ukraine bleiben. Die Zimmer haben Cornelius Nimmesgern und sein Team vom Hotel Tannenhof deshalb für ihre Familien vorbereitet. Hier, weit weg von verschütteten Häusern und heulenden Sirenen, werden die Menschen nun erst einmal für die nächsten Wochen bleiben. 

„Mein Herz blutet“

„Mein Herz blutet, wenn ich Sie hier so sehe“, wird Debora Loh mithilfe der Übersetzungsfähigkeiten von Sergey Lakhno, Geschäftsführer Rittal Ukraine, später am Abend zu den Menschen sagen, für die nach über 14 Stunden Fahrt, unten im Hotel, dort, wo eigentlich die Business-Tagungen stattfinden, ein Buffet aufgebaut wurde. „Ich wünsche mir, dass Sie hier in diesem Hause innehalten und Kraft schöpfen können.“ Debora Loh, die Frau von Friedhelm Loh, war aus Ewersbach gekommen, um den geflüchteten Menschen vollste Unterstützung und Solidarität zu versichern. „Im Namen meines Mannes und der Mitarbeiter von Rittal. Wir stehen bei Ihnen!“
 

„Mein Herz blutet, wenn ich Sie hier so sehe“, sagt Debora Loh mithilfe der Übersetzungsfähigkeiten von Sergey Lakhno, Geschäftsführer Rittal Ukraine, zu den Menschen, für die nach über 14 Stunden Fahrt ein Buffet aufgebaut wurde. „Ich wünsche mir, dass Sie hier in diesem Hause innehalten und Kraft schöpfen können.“

Leben nach der Flucht

Rückschau: Die Menschen waren in kleinen Gruppen bis zur polnischen Grenze geflohen und wurden dort von Mitarbeitenden von Rittal Polen in Empfang genommen, bevor es weiter nach Warschau ging. Von dort organisierte die Rittal Foundation den unbürokratischen Transfer nach Deutschland – eine der Antworten auf ein Versprechen, dass Dr. Friedhelm Loh vor wenigen Tagen gegeben hatte: „Wir müssen und wir werden den vom Krieg betroffenen Menschen helfen, wo wir können.“ 
Neben dem Transfer in die Sicherheit laufen weitere Hilfs- und Spendenaktionen. Außerdem wollen FLG Mitarbeiter und Rittal Foundation auch im weiteren Verlauf für starke Unterstützung sorgen. „Die Evakuierung ist das Eine, aber wir werden die Menschen auch danach eng begleiten“, versichert Rainer Reissner, Geschäftsführer Rittal Foundation. Zusätzlich werden die Menschen von Ehrenamtlern um Piero Scarfalloto, Pastor der FeG Haiger, in ihrem Alltag gestützt. „Wir versuchen zu begleiten, einfach da zu sein, zu sehen und zu verstehen: was brauchen die Menschen hier jetzt.“

Was folgt?

Eine wichtige Aussicht. Denn die Neuankömmlinge werden sich hier erst einmal orientieren müssen. Die tastenden Blicke derer, die ihre ersten wackeligen Schritte aus dem hohen Bus in Richtung Sicherheit tun und später langsam das Hotel erforschen, erzählen davon. Von Verunsicherung, Erschöpfung, Angst. Schatten des Schreckens, die der Krieg in ihren Augen zurückgelassen hat. Aber da ist noch etwas Anderes. Das Begreifen, dass sie hier und heute, an diesem kühlen Freitagabend, in einem Haigerer Hotel, in Sicherheit sind. 1547,90 km Luftlinie vom Krieg entfernt. „Wir können Herrn Loh hierfür nur danken“, sagt Sergey Lakhno, in die Stille des umfunktionierten Konferenzraumes hinein. Alle klatschen. Und einige lächeln erschöpft. Vielleicht an diesem Tag das erste Mal.