20.12.2019

5G bei Rittal

5G bei Rittal: Neuer Mobilfunkstandard kommt in die Produktion

Rittal hat als eines der ersten Industrieunternehmen die 5G Frequenzzuteilung erhalten. Noch in diesem Jahr soll ein privates 5G Mobilfunknetz im neuen Werk in Haiger installiert werden. Erste Pilotprojekte etwa in der Produktionsüberwachung und -analyse sind bereits definiert.


Das Unternehmen will das 5G-Mobilfunknetz in Haiger in einer realen Produktionsumgebung schnellstmöglich installieren und in Betrieb nehmen. Die neue Funktechnologie soll den Datenverkehr deutlich beschleunigen und vereinfachen – etwa beim videobasierten Abgleich von Stückzahlen mit hinterlegten Auftragsdaten und bei der schrittweisen Implementierung von Analytics für eine präventive Instandhaltung.


„Durch die leistungsfähige 5G Mobilfunktechnologie können wir die Potenziale und Vorteile der Digitalisierung unserer Fertigungsprozesse noch weiter ausschöpfen. Wir wollen damit die nächste Stufe zur Steigerung der Flexibilität und Effizienz unserer Produktion erreichen“, sagt Carsten Röttchen, Technischer Geschäftsführer von Rittal.


Mit dem neuen 5G Mobilfunkstandard lassen sich Daten mit einer Geschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde verarbeiten. Das ist 100-mal schneller als mit dem heutigen LTE-Standard. 5G gilt als die Zukunftstechnologie, mit der sich industrielle Fertigungsprozesse noch besser vernetzen und steuern – und die Potenziale von Industrie 4.0 ausschöpfen – lassen. „Wir erwarten, dass hohe Bandbreiten, niedrige Latenzzeiten, Echtzeitfähigkeit, verbesserte Verfügbarkeit und hohe Zuverlässigkeit für eine weitere Optimierung der Produktionsabläufe in unserem Werk sorgen werden, da wir nach den ersten Teststellungen die 5G-Technik in produktionskritische und steuerungsrelevante Aufgaben integrieren können“, erklärt Röttchen.


Edge-Cloud-Rechenzentrum in Betrieb


Zukünftig können Daten, die an Sensoren, Bauteilen, Maschinen oder Robotern entstehen und benötigt werden, schneller als bisher in einem Edge- oder Cloud-Rechenzentrum erfasst und per Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert und ausgewertet werden. Die notwendigen IT-Voraussetzungen sind im neuen Werk in Haiger bereits vorhanden. So ist ONCITE in Betrieb, ein hochverfügbares, KI (Künstliche Intelligenz)-basiertes Edge-Cloud-Rechenzentrum für die schnelle, echtzeitfähige Verarbeitung und Analyse von Industriedaten. Diese bislang einzigartige und jüngst mit dem „Innovation Champions Award“ ausgezeichnete Lösung wird selbst im Markt angeboten. „Wir werden die 5G-Technik als Produktkomponente auf der ONCITE anderen Kunden mitanbieten, sobald die Tests in Haiger erfolgreich absolviert sind“, so Dr. Ritz, Geschäftsführer der German Edge Cloud, einem Unternehmen der Friedhelm Loh Group.


„Wir stehen in den Startlöchern. Sobald die Hersteller der 5G-Technik die entsprechenden Geräte zur Verfügung stellen, können wir die nächsten Schritte gehen. Wir erwarten, dass die Installation der Technik für die ersten Teststellungen bis Ende 2020 abgeschlossen ist,“ erklärt Andreas Huck, Geschäftsführer Controlling, Accounting, HR und IT bei Rittal.


Hochautomatisierte Produktion in Haiger


Im neuen Rittal Werk in Haiger werden mit mehr als 100 Hightech-Maschinen und Anlagenkomponenten auf 24.000 Quadratmetern rund 9.000 AX Kompaktschalschränke und KX Kleingehäuse pro Tag gefertigt – hochautomatisiert. Dafür verarbeitet das Werk rund 35.000 Tonnen Stahl pro Jahr.


Bereits heute verbinden übergeordnete Leitsysteme Maschinen und Handling-Systeme zu einem Kommunikationsnetzwerk nach den Standards von Industrie 4.0. 20 fahrerlose Transportsysteme sind im Werk im Einsatz. Verpackung, Kennzeichnung und der Weitertransport zur Distribution erfolgen ebenso automatisiert. Mithilfe wissensbasierter Systeme, die kontinuierlich angelernt werden können, lassen sich zukünftig Ausfallzeiten verringern, Wartungen vorausschauend planen und Störungen des ausgeklügelten Produktionsprozesses reduzieren.


Die digitalisierte Auftragsabwicklung sorgt für die Verfügbarkeit des Serienportfolios mit Zubehör im Global Distribution Center. Vom Kunden zum Kunden – durchgängige Daten, Konfiguration und Engineering beim Kunden bis hin zu Auslieferung und Service.


Dass sich gute Beziehungen mit Arbeitskollegen und das Interesse am Fortschritt des Unternehmens bis in den Ruhestand fortsetzen, hat das jüngste Treffen des SeniorenClubs der Friedhelm Loh Group gezeigt. Über 170 frühere Mitarbeiter des Familienunternehmens waren der Einladung des Vorsitzenden Jürgen Graf gefolgt. Die Senioren besichtigten das hochmoderne Rittal Werk in Rittershausen, bevor es zum gemütlichen Abend in die örtliche Mehrzweckhalle ging.


Innovation vom ersten Serien-Schaltschrank zum KI-Edge-Rechenzentrum


In der Mehrzweckhalle begrüßte Prof. Loh die Gäste und erläuterte spannende Zukunftsperspektiven. „Familienunternehmen denken langfristig über Generationen hinweg“, sagte Prof. Loh. „Gerade deswegen müssen wir ständig am Ball bleiben und Innovationen vorantreiben – damit wir den Erfolg, an dem die anwesenden Senioren mitgewirkt haben, in die Zukunft tragen und für kommende Generationen ausbauen.“ Dabei gelte es, der aktuell überaus schwierigen Wirtschaftslage zu trotzen und wachsende Hindernisse im Welthandel zu überwinden – keine einfache Herausforderung. Der rasante digitale Fortschritt eröffne dafür völlig neue Möglichkeiten. Aber es gelte auch: „Wer stillsteht, wird heute rascher überholt als je zuvor.“


Die Fortentwicklung bei der Friedhelm Loh Group gehe inzwischen weit über die Produkte hinaus. „Gemeinsam haben sich Rittal und Eplan konsequent in Prozesse des Steuerungs- und Schaltanlagenbaus hineingedacht. Heute unterstützen wir unsere Kunden über ihre gesamte Wertschöpfungskette.“


Prof. Loh erläuterte den Senioren auch die jüngste Aktivität in einem ganz neuen Feld: Mit ONCITE haben Unternehmen der Friedhelm Loh Group in Kooperation mit Bosch Connected Industry das erste echtzeitfähige, datensouveräne und KI-basierte Edge-Rechenzentrum zur industriellen Verarbeitung von Produktionsdaten vorgestellt. „Damit erfüllen wir eine wichtige Voraussetzung zur zukünftigen Wertschöpfung mit Daten – für unsere Unternehmensgruppe und die gesamte deutsche Industrie.“


Der Austausch mit seinen früheren Mitarbeitern ist dem Familienunternehmer ein Herzensanliegen. Er fördert den SeniorenClub seit dessen Gründung im Jahr 2001.


Industrie 4.0 im Dietzhölztal


Werkleiter Norbert Peter erläuterte den Fortschritt in der Produktion in Rittershausen und Ewersbach. Für die Fertigung seines neuen Großschranksystems VX25 hat Rittal sein Werk in Rittershausen bei laufendem Betrieb zu einer hochmodernen Zukunftsfabrik für Schaltschränke umgebaut. Hightech-Fertigungsanlagen, die lernen, automatisiert planen und durch künstliche Intelligenz die Wartung optimieren – diese scheinbare „Zukunftsmusik“ ist in Rittershausen Realität. Auch im benachbarten Ewersbach ist alles bereit für die Zukunft des Unternehmens und der Region. In dem neuen Werk werden unter anderem IT-Container für modulare Rechenzentren sowie Schaltschranksysteme aus Edelstahl gefertigt. Mit der neuen Produktion kamen rund 140 Arbeitsplätze nach Ewersbach. Bei Norbert Peters Ausführungen wurde auch großer persönlicher Respekt deutlich: „Eigentlich bin ich bei Vorträgen nie aufgeregt, aber dieser Anlass ist etwas ganz Besonderes. Im Publikum sehe ich viele Menschen, von denen ich vor Jahrzenten als junger Rittaler viel gelernt habe.“


Auch im Ruhestand aktiv bleiben


Der SeniorenClub der Friedhelm Loh Group hat gut 600 Mitglieder. Jeweils im Frühjahr und Herbst kommen die ehemaligen Mitarbeiter zusammen, um Neuigkeiten und Erinnerungen auszutauschen. Über das aktive Berufsleben hinaus bleibt dadurch ihr Kontakt zur und die Identifikation mit der Unternehmensgruppe erhalten. Neben gemeinsamen Ausflügen und Betriebsbesichtigungen schätzen die Senioren vor allem die Besuche von ehemaligen Kollegen zum Geburtstag. Die Ehemaligen bringen sich zudem tatkräftig in sozialen Projekten ein, berichtet Heidi Bastian. Sie kümmert sich bei der Loh Academy – der unternehmenseigenen Weiterbildungseinrichtung der Friedhelm Loh Group – um die Arbeit des SeniorenClubs.